REGIONALENTWICKLUNG

GEHT DOCH!

Leitbild- & Innovationsstrategie für die Oberlausitz
Enkeltaugliche Innovationsregion im Herzen Europas!

Um die Potenziale der Oberlausitz erfolgreich zu kommunizieren,  braucht es eine starke Marke und ein nach innen und außen gerichtetes Marketing. Der Claim „Geht doch!“ steht für den Erfolg, wenn man etwas geschafft hat, wenn etwas funktioniert.

Doppeldeutig könnte er natürlich auch als Aufforderung verstanden werden, dahin zu gehen, wo es vermeintlich leichter ist. Noch immer leidet die Region unter den Folgen des demographischen Wandels und einer anhaltenden Abwanderung. Mit einem selbstsicheren Augenzwinkern nimmt der Claim darauf Bezug und richtet sich explizit an kreative Köpfe und fleißige Hände, die Lösungen für Herausforderungen entwickeln und sich nicht ins gemachte Nest setzen wollen. Nur so kann sich die Oberlausitz zur enkeltauglichen Innovationsregion im Herzen Europas entwickeln.

Das RKW Kompetenzzentrum startete 2021 in den Modellregionen des Modellvorhabens des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) “Best Practice Gründungsökosysteme in den neuen Bundesländern” mit einen “Fitness-Check”. Dieser orientiert sich am Global Entrepreneurship Monitor (GEM) und besteht aus 23 Fragen in den Segmenten:

Politik & Infrastruktur
Talentpool
Finanzierung
Märkte & Trends
regionale Gründungskultur

Mit mehr als 50 Rückmeldungen war die Oberlausitz am stärksten an der Umfrage beteiligt. Schnell bestätigte sich jedoch, was eh schon vermutet wurde. Die Bedingungen sind nicht die besten, aber die Oberlausitz bietet viel Freiraum und enorme Chancen.

Auswertung des RKW Kompetenzzentrum
AUSWERTUNG Fitnesscheck Oberlausitz_

Arm aber sexy?

Schon der erste Blick (Chart: Rahmenbedingungen im Vergleich) zeigt, es gibt Aufholbedarf in allen Bereichen. Die Befragten sehen seitens der Gründenden ein hohes Potenzial, jedoch sind die Bedingungen durchweg schlechter bewertet, als im bundesweiten Vergleich. Als ausschlaggebende Begründung wird das niedrige Lohnniveau angeführt.

 

Von allem genug, aber zu wenig Wissen darüber?

Dass die Oberlausitz im Vergleich zu den anderen Modellprojekten (Chart: Vergleich Modellregionen) durchweg schlechter bewertet wird, wird mit dem hohen Anteil der Gründer:innen in der Befragung gerechtfertigt. Müssten aber die Betroffenen die Situation nicht am besten einschätzen können? Vielleicht sind aber auch die unterstützenden Systeme zu leise, zu wenig vernetzt, zu wenig wirksam oder sie werden eben nicht als besonders hilfreich wahrgenommen? Zumindest ist ihre Einschätzung kritischer als in anderen Regionen.

 

Viel Platz für gute Ideen!

Die Oberlausitz bietet gute infrastrukturelle Bedingungen (Chart: Infrastruktur); es gibt viel Platz und schnelles Internet. Mit etwas Aufwand lassen sich auch attraktive finanzielle Unterstützung akquirieren. Klassische Angebote zur Unterstützung (Inkubator- und Accelerator-Programme, Investoren-Netzwerke, …) sucht man, bis auf vereinzelte Angebote, vergebens. Der angeschobene Strukturwandel bietet jedoch die Chance zur Entwicklung von zeitgemäßen und zukunftsfähigen Angeboten (z.B. #wnjwd).

 

Do it yourself!

Trotz oder vielmehr weil die Situation ist wie sie ist, bilden sich neue Netzwerke und Kooperationen. Vor allem in der co-kreativen Zusammenarbeit (B2B) mit bestehenden KMU’s steckt viel Potenzial für innovative Entwicklungen. Maker- und Coworkingspaces entstehen und bieten Raum für Produktentwicklung, digitale Bildung und neue Formen des Arbeitens („new work“). Diese Orte gemeinschaftlichen Arbeitens werden auch für gesellschaftliche Entwicklungsprozesse (Social Entrepreneurship, Sharing Economy, Gemeinwohlökonomie, …) eine enorme Bedeutung haben.

 

Oberlausitz. The place to be!

Wer sich nicht ins gemachte Nest setzen will und Gefallen daran findet, sich mit seinen Ideen in die Region einzubringen, dem werden die Türen offenstehen. Für die Oberlausitz als Gründungsstandort spricht:

„Die Oberlausitz ist das alte Berlin“
viel Platz, geringe Lebenshaltungskosten, Freiräume & kreatives Potenzial
Lage im Dreiländereck
räumliche Nähe zu Berlin, Leipzig, Dresden, Chemnitz, Liberec & Wrozlaw
interessante Fördermöglichkeiten, Bedarfe & Marktlücken
hohe Dichte an Bildungseinrichtungen & kulturellen Angeboten
schneller Zugang zu Menschen & Netzwerken; Erfahrungen & Wissen werden gern geteilt

 

SCHLUSSFOLGERUNGEN

Das RKW Kompetenzzentrum kommt zu folgendem Resümee: “Digitale Arbeitswelten öffnen derzeit ein window of locational opportunity für die Region Oberlausitz: ein kompetenter Talentpool kann aus einem familiären Umfeld kreative Dienstleistungen „in die Welt“ anbieten. Der Trend zum Co-Working und die Entwicklung von Makerspaces bieten Chancen zur regionalen Verankerung von Gründungsaktivitäten. Die gesellschaftliche Orientierung an einem nachhaltigen Paradigma bietet Raum für erneuerbare Energien im Allgemeinen und Wasserstoff-Technologien im Speziellen. Netzwerke zwischen Gründenden und etablierten Unternehmen werden positiv bewertet und deuten auf ein starkes, lokales Business-to-Business-Segment hin. Die geringe Verfügbarkeit von Venture Capital ist derzeit eine Herausforderung. „Erfolgreich arbeitenden überregionalen Netzwerke“ können möglicherweise als Pipeline für Risikokapital-Investments genutzt werden. Die räumliche Nähe zu Berlin und Dresden wirkt dabei als Standortvorteil.”

 

ENTWICKLUNG EINES LEITBILDES

Die Oberlausitz ist die enkeltaugliche Innovationsregion im Herzen Europas!

Mit den Erkenntnissen aus dem Fitness-Check bot das RKW-Kompetenzzentrum einen Strategieworkshop an, bei dem nachstehende interessante Aspekte durch die beteiligten Initiativen zusammengetragen wurden (Stand: Januar 2022).

Potenziale & Chancen

Technologien (Wasserstoff-, KI-Zentrum // additive Fertigung // Fraunhofer // Hochschule)
Kunststoff // Transport // Automobilbranche
Kultur- und Kreativwirtschaft // Kleinstunternehmer
Selbständigkeit ist „Probebaustelle“ für neue Arbeitsweisen
Kompetenzdiagnostik und Kompetenzentwicklung

nachhaltiges Wirtschaften // “Wirkschaft”
Entwicklung und Vermarktung regionaler Produkte
Klimaschutz // Elektro- und Energieeffizienz
Forschung & Technologie // Wasserstoff, KI, Elektrifizierung
Soziale Berufe (HS Görlitz)  // Social Entrepreneurship
Kommunikation & Kulturmanagement (HS Görlitz) // gesellschaftliche Innovationen
Vorbildregion // Leuchttürme // Lücken
Coaches // Berater
visionär denkende Menschen // es fehlt am Marketing und an der Kommunikation
Gründen im Nebenerwerb
Rausfinden, wo kommt die Wirtschaftskraft her (Welche Branchen sind wie vertreten?)
Agileres Arbeiten // Mitarbeitende in KMU mitnehmen
mehr Strahlkraft
Digitale Bildung // unternehmerische Kompetenzen fördern // Empowerment
Schulterschluss mit Menschen, die Bock haben
Schubkraft nutzen und ins Umsetzen kommen
Anerkennung // Wertschätzung

Entwicklung von neuen Produkten, Technologien & Dienstleistungen
Austausch untereinander // Forschung // KMU
Kooperationen fördern
mehr aufeinander zugehen // sich kennenlernen
mehr Möglichkeiten zum Austausch (themenspezifisch) schaffen
Akteur:innen zusammenführen – Politik / Wirtschaft / …
„Achse der Willigen“ – neue Formen von Netzwerken

 

Umsetzung & Maßnahmen

Transparent machen, welche Initiative welche Arbeits-Felder abdeckt
Zielvereinbarungen und gemeinsame Umsetzungsplanung erstellen
neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit entwickeln (digital)

Basis schaffen // Informationen austauschen und belastbare Netzwerke aufbauen
Kooperationen unterstützen und begleiten (Gründer:innen mit KMU zusammen bringen)
Open Innovation Projekte initiieren und begleiten
(regionale) Investoren finden, um Markteintritt zu ermöglichen
positive Berichterstattung, um mehr Strahlkraft erzeugen

 

Resümee

Für das Gründungsökosystem Ober/Lausitz braucht es ein Leitbild, welches globale Trends im Blick hat und möglichst viele regionale Initiativen eint. Nur gemeinsam mit Wirtschaftsförderung, Kammern und Kommunalpolitik kann eine Innovationsstrategie entwickelt werden, welche nicht nur die Ansiedlung von Startups und die Gründung von Unternehmen, sondern auch ein schnelles Wachstum ermöglicht. Dabei ist jedoch nicht nur der finanzielle Erfolg ausschlaggebendes Kriterium, sondern vielmehr die Wirkung, welches die Unternehmensgründung in der Region erzielt.

Um echte Innovationen (eigene Produkte, innovative Technologien, wertvolle Dienstleistungen) zu ermöglichen, braucht es co-kreative Kooperationen zwischen der Kreativwirtschaft und den regionalen KMU. Hierfür sollten Orte gemeinschaftlichen Arbeitens (Coworking- und Makerspaces) genutzt werden. Um sich zukunftsfähig auszurichten, müssen Klimaschutz und nachhaltiges “Wirkschaften” zunehmend in den Blick genommen werden.

Um Startups anzusiedeln und Gründende erfolgreich zu unterstützen braucht es den Aufbau eines regionalen Investoren-Netzwerkes und den fachlichen Austausch (Accelerator- und Inkubationsprogramme). Ebenso sollte frühzeitig das Thema Gründen bzw. die “Realisierung von Ideen” bei Jugendlichen unterstützt werden (Planspiele, Schülerfirmen, …).

 

Ansprechpartner

Jens Gerlinghoff
E-Mail senden // jens.gerlinghoff@fno-bautzen.de
Telefon // +49 (0) 3591 5953120
Mobil // +49 (0) 1577 9722866